Was es mit der Sondereinheit Taubergießen auf sich hat
Die Feuerwehren Rust und Kappel-Grafenhausenmachen ab kommender Woche gemeinsame Sache. Die Sondereinheit für Rettungen im Taubergießen ist einsatzbereit.
Sie sehen das neue Boot als Zeichen der guten Zusammenarbeit: Bürgermeister Jochen Paleit, Kommandant Timo Hilß , stellvertretender Kommandant Tobias Schäfer, Alexander Schindler,Katastrophenbeauftragter der Gemeinde Rust , Kreisbrandmeister Bernhard Frei und Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare.
Foto: Hannah Fedricks Zelaya
KAPPEL-GRAFENHAUSEN. Rund eineinhalb Jahre hat eine Gruppe von Ehrenamtlichen der Feuerwehren Rust und Kappel-Grafenhausen an einem gemeinsamen Rettungskonzept für das Taubergießen gearbeitet. Parallel dazu haben gemeinsame Trainingseinheiten stattgefunden. Nun ist es so weit: Ab kommender Woche kann bei Notfällen die Sondereinheit Taubergießen alarmiert werden.
Die Entwicklung
Bedingt durch den Taubergießen hat es schon seit jeher immer wieder auch gemeinsame Einsätze der beiden Feuerwehren Rust und Kappel-Grafenhausen gegeben. "Dabei ist es bei Notfällen für die Disponenten an der Leitstelle immer wieder unklar gewesen, welche der beiden Wehren alarmiert werden sollte", rekapitulierte Timo Hilß, der Kommandant der Kappler Wehr bei der Vorstellung des neuen Konzepts.
"Das ist eine fast einmalige Sache, da verwischen die Ortsgrenzen."
Bei der Bedarfsplanung, die alle fünf Jahre erstellt werden muss, sei klar geworden, dass das Taubergießen mit den steigenden Touristenzahlen und der Polder Elzmündung bei beiden Wehren ein Schwerpunkt war – auch bei der Materialanschaffung. "Daher waren wir uns relativ schnell einig, dass wir unsere Kräfte im wahrsten Sinne des Wortes in ein Boot werfen, um das Gebiet gemeinsam abzudecken", sagte Hilß. Eineinhalb Jahre hat eine gemischte Gruppe beider Wehren am Konzept gearbeitet. Parallel dazu liefen seit dem Sommer immer wieder Übungseinheiten, um die Mannschaft im Umgang mit dem Boot zu trainieren. Das Aluminiumrumpfboot ist extra für die neu entstandene Sondereinheit angeschafft worden. Hilß:"Das ist eine fast einmalige Sache, da verwischen die Ortsgrenzen."
Das Konzept
Um die Einsätze besser zu strukturieren ist das Gebiet Taubergießen mit den Elzwiesen in neun Sektoren unterteilt worden, in denen auch mögliche Einlassstellen für das Boot verzeichnet sind. Je nachdem, in welchem Sektor der Einsatz stattfinden soll, sammelt sich die Sondereinheit an einem von drei sogenannten Bereitstellungsräumen. "Sie sind von uns so gewählt, dass wir von dort aus die optimalen Anfahrtswege rausfinden können, um dann strukturiert und effizient in den Einsatz zu gehen", erklärt Florian Bachmann, der Kommandant der Ruster Feuerwehr.
"Das Taubergießen wird ab kommender Woche ein eigenes Gebiet in der Alarmierungsstruktur"
Dabei helfen sollen auch kleine Rettungsschilder, die an markanten Wegpunkten angebracht werden sollen. Die Codes auf den Schildern können bei einem Notruf an die Leitstelle weitergegeben werden und ermöglichen den Rettern eine genaue Standortermittlung.
Zum Tragen kommen soll das Konzept sowohl bei Wasserrettungen als auch bei Bränden und medizinischen Notfällen – "also dem ganzen Spektrum unserer Arbeit", so Hilß.
Der Ablauf
"Das Taubergießen wird ab kommender Woche ein eigenes Gebiet in der Alarmierungsstruktur", erläutere Bachmann. Die entsprechende Sondereinheit besteht aus Mitgliedern beider Feuerwehren. Bei künftigen Notfällen im Gebiet wird immer zuerst diese Einheit alarmiert. "Im Rendezvous-Prinzip treffen sich dann die beiden Kommandofahrzeuge, die zwei Großfahrzeuge aus den beiden Gemeinden mit Besetzung und das Zugfahrzeug mit dem Boot an dem entsprechenden Bereitstellungsraum", erklärt Alexander Schindler, Katastrophenbeauftragter der Gemeinde Rust. Außerdem gehe das Drehleiterfahrzeug der Ruster Wehr in Bereitschaft. Es wird je nach Einsatzort benötigt, um das Boot zu Wasser zu lassen.
"Wichtig für die Bürger ist dabei das Wissen, dass immer ein kompletter Löschzug für den Grundschutz in den Ortskernen bleibt", betont Hilß.
Stimmen
Kreisbrandmeister Bernhard Frei ist voll des Lobes für die vorbildliche Zusammenarbeit der beiden Feuerwehren: "Das ist ein Meilenstein in der Gefahrenabwehrplanung." Gerade angesichts des steigenden touristischen Aufkommens sei das "sehr interkommunale Denken" das Beste für die Bürger.
"Das ist ein Meilenstein in der Gefahrenabwehrplanung."
Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare betonte die Leistung, die mit dem Konzept von den Ehrenamtlichen erbracht worden ist: "Das ist eine hochprofessionelle Struktur. So etwas zusätzlich zu den regulären Themen zu bearbeiten: Hut ab!" Kappel-Grafenhausens Bürgermeister Jochen Paleit sprach von einem "seit vielen Jahren stringenten Weg", der nun mit einem neuen Boot unterlegt worden sei. Auch er forderte Hochachtung für die Leistung der Mannschaften: "Das ist nicht mal so nebenbei zu bewältigen."
Autor: Hannah Fedricks Zelaya